Für meinen Vater
Für meinen Vater

Für meinen Vater

Der Herbst ist schon vergangen.

Ich kam zu dir,

mit meinen Belangen.

Hast mir manches beigebracht,

ohne ein Ach.

Sah dich sitzen,

in deinem Zimmer

und hatte keinen Schimmer,

was da geschah.

Warst immer der Herr Direktor,

oft auch ein Lektor.

Hatte mir gewünscht,

auf deinem Schoß zu sitzen,

um zu sehen, wenn die Augen blitzen.

Träume nicht

und sei kein Spinner,

war die Antwort, wenn ich kam in dein Zimmer.

Halfst mir in der Schule.

Ich gewann den Preis der besten Geschichten,

diese entstanden aus deinem Dichten.

Musst nicht alle Bücher lesen,

hast du gesagt.

Doch wissen, wo du findest einen Rat.

Auf dem Sterbebett, hast du gesagt,

erzähl mir was,

von deinem Buddha.

Fragtest mich um Rat,

die oft der Spinner war,

in der Tat.

Konnte dir erzählen,

von dem Mond.

Du bestelltest deinen Garten, nach seinen Zeiten

und es hatte sich gelohnt.

Durfte halten deine Hand,

am Rande des Geschehens.

Die Augen waren schon geschlossen

und wir hatten Frieden,

weil wir uns lieben.

  1. Für meinen Vater Ilka Bachmann 1:53

9 Kommentare

  1. Brigitte Gesierich

    Liebe liebe Ilka. Ein herzliches Dankeschön für diesen Beitrag. Ich sitze hier immer noch mit Tränen in den Augen. Dein Gedicht strömt so viel Liebe aus. Und wenn man dann noch das gesprochene Gedicht hört, kommen Tränen wieder hoch. Eine Vater-Tochter-Beziehung – – danach sehnte ich mich ein Leben lang. Bekommen hatte ich sie nie. Im Gegenteil.
    Nochmals DANKE, mach weiter so, tolle Web-Seite, toller Job, tolle Leistung.
    Ganz viele und LG Gitti

    1. Dankeschön! Wichtig ist, wie die Kommunikation zu Lebzeiten ist. Manchmal wird die Wichtigkeit erst später erkannt. Ich konnte sogar noch fragen, wie er meine Geburt, als Vater, erlebt hat. Da war er schon weit über 80, als ich ihn das fragte.

  2. Silvia Behm, Dr. med.

    Liebe Ilka, auch mich berührt dein Gedicht sehr…
    Meinen Vater habe ich geliebt, auch immer wieder um seine Lebe beinahe „gekämpft“.
    Etwa 15 Jahre nach seinem Tod habe ich mit dem folgenden Gedicht meinen Frieden mit ihm geschlossen. Hier nun das ganze Gedicht:

    Ich war ein Kind, da nahm mein Held.
    mich an die Hand und zeigte mir
    seine Heimstadt, das Tor zur Welt,
    sein Hamburg, ich träumte von dir.
    Dann wurden wir Jahrzehnte getrennt.
    Die Mauer hatte die Träume vertrieben.
    Später las ich in Vaters Testament:
    bin stets ein Hamburger geblieben.
    Mit bangem Sehnen kehrt ich zurück
    in die Stadt meiner Kinderträume.
    Mein Vater erlebte es nicht, mein Glück.
    Doch ich kein Jahr die Rückkehr versäume.

    by Silvia Behm, 1995

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